"Psychotherapie" ist der Oberbegriff für eine ganze Reihe von verschiedenen Behandlungsmethoden, die das Ziel verfolgen, Menschen bei der Bewältigung von persönlichen Krisen zu helfen. "Verhaltenstherapie" ist dabei die Bezeichnung einer ganz bestimmten Art der Psychotherapie. In Deutschland werden heute noch viele weitere Arten angeboten, wie z.B. tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Psychoanalyse oder systemische Therapie. Das große Angebot macht es für Patienten oft schwer, zu entscheiden, welche Psychotherapie die richtige für sie wäre. Das Positive: bei vielen Arten von Problemen sind die verschiedenen Psychotherapie-Angebote vergleichbar gut geeignet.
Verhaltenstherapie ist eine Form der Psychotherapie, die ihren Ursprung in der Psychologie hat. Der Umfang der Therapie variiert meist zwischen 10 und 45 Therapie-Sitzungen von jeweils 50 Minuten Dauer.
Hier ein paar Stichworte zu häufig vorkommenden Inhalten einer Verhaltenstherapie:
Diagnostik
Professionelle Begutachtung nach DSM-V und ICD-10. Leistungs-Diagnostik (Intelligenz, Aufmerksamkeit, etc.) mit schriftlicher Befundung.
Klärendes Gespräch
Häufig stehen Menschen einem Problem im Leben gegenüber, das sie emotional aufwühlt, und das sie nicht ganz erfassen können. Das therapeutische Gespräch kann dabei helfen, die Gedanken zu sortieren, und Ansätze für eine Lösung zu entwickeln.
Kognitive Therapie
Die kognitive Therapie ist auf einer einfachen Grundidee aufgebaut:
"Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen und die Urteile über die Dinge." (Epiktet)
Das Wort "kognitiv" meint all das, was an Vorstellungen, Überzeugungen, Bildern, Vermutungen, Befürchtungen, Bewertungen im andauernden Strom der Gedanken auftaucht. Ausgangspunkt in den Gesprächen sind die Gefühle und Verhaltensweisen, die mit eigenen Problemen zusammenhängen.
Download: Arbeitsblatt kognitive Therapie
Hier finden Sie weitere Informationen zur kognitiven Therapie (.pdf)
Konfrontationstherapie (Flooding, graduierte Exposition)
Zur Behandlung von Ängsten wird in der Verhaltenstherapie häufig Konfrontationstherapie eingesetzt. Zunächst wird das Vermeidungsverhalten im Alltag analysiert (z.B. aufgrund der Ängste nicht mehr mit Freunden essen gehen). Dann wird eine Liste der angstauslösenden Orte, Situationen, Objekte angefertigt. Der nächste Schritt: Identifikation der Befürchtungen, die sich hinter dem Vermeidungsverhalten verbergen. Oftmals ist das so etwas wie die „Angst vor der Angst“. Viele Menschen wissen auch zunächst gar nicht, wovor sie eigentlich Angst haben. In der Konfrontationstherapie wird jede einzelne Befürchtung ausführlich besprochen, und unrealistische von realistischen Befürchtungen unterschieden. Steht der Entschluss fest, dass man sich seinen Ängsten stellen möchte, wird der genaue Ablauf der Konfrontations-Übungen geplant - entweder in Eigenregie zwischen den Therapie-Sitzungen, oder gemeinsam mit dem Psychotherapeuten.
Die Ziele der Konfrontations-Übungen:
a) Habituation (Gewöhnungseffekt): Abschwächung der automatischen inneren Alarm-Reaktion durch intensive und zeitlich andauernde Konfrontation. Der Reiz wird vom Gehirn als immer weniger bedeutsam eingestuft, wodurch sich die Reaktionsbereitschaft immer weiter reduziert.
b) neue Erfahrung: Vermeidungsverhalten verhindert, dass sich falsche Vorstellungen zur Gefährlichkeit einer Situation korrigieren. Dass eine Panikattacke nicht zu katastrophalen Konsequenzen führt, glaubt man vielleicht nach Gesprächen mit Ärzten und Freunden. Aber nichts ist überzeugender als die persönliche, reale Erfahrung.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Konfrontationstherapie (.pdf)
Selbstsicherheitstraining
Das Selbstsicherheitstraining soll dabei helfen, das eigene Verhalten im Umgang mit anderen Menschen zu verbessern. Im Training werden zwischenmenschlichen Alltagssituationen analysiert, und verschiedene Verhaltensübungen durchgeführt.
Falls Sie das Thema weiter interessiert, können Sie auch einen Blick auf dieses Buch werfen. Geschrieben wurde es für Patienten, die sich vor Beginn einer Verhaltenstherapie ausführlich darüber informieren möchten.